PNP vom Donnerstag, 2. Oktober 2008

Großer Waldbrand - Forstarbeiter werden vermisst

Landkreisübergreifende Übung mit 90 Feuerwehrlern - Landwirte helfen mit Löschwasser aus - Hunderettungsstaffel Inntal im Einsatz

Von Karl Sanladerer
Kößlarn. Das Szenario: Ein Waldbrand, mehrere Waldarbeiter sind in Panik geflohen, sind nicht mehr auffindbar. Acht Feuerwehren aus den Landkreisen Passau und Rottal-Inn sowie die Hunderettungsstaffel Inntal übten jetzt im Rahmen einer Aktionswoche gemeinsam in Kößlarn diesen Ernstfall.

Sogar Landwirte bringen Wasser

Schauplatz des Einsatzes, an dem 90 Feuerwehrkameraden der Feuerwehren Asbach, Rotthalmünster, Thanham, Bayerbach, Asenham, Oberwesterbach, Luderbach unter Federführung der einsatzleitenden Feuerwehr Kößlarn teilnahmen, war ein Waldstück bei Holzhäuser. Zu Einsatzbeginn galt es für Einsatzleiter und Kommandant der Feuerwehr Kößlarn, Manfred Stieglbauer, alle Wehren einzuteilen und ihnen Aufgaben zuzuweisen. Nach Auskunft von Kreisbrandinspektor Peter Högl bleibt die Einsatzleitung bei der örtlichen Feuerwehr, auch wenn es sich um Großeinsätze wie in diesem Fall handelt. Die Aufgabenstellung war klar vorgegeben und die Einsatzabschnitte durch den Kommandanten Manfred Stieglbauer waren schnell vergeben. Schwierigkeiten machte bei dieser Übung vor allem das unwegsame Gelände mit weiten Versorgungswegen und die Wasserversorgung selbst. Zwar gibt es in diesem Bereich eine Zisterne mit 150 Kubikmeter Wasser, aber nicht alle Einsatzfahrzeuge können wegen der Weitläufigkeit des Geländes von dieser Wasserstelle aus versorgt werden. Ein weiterer Löschweiher diente deshalb als zusätzliche Wasserentnahmestelle. Zudem halfen zahlreiche Landwirte der Umgebung aus. Sie brachten Wasser mit ihren Vakuumfässern, das in den Wasserkreislauf der Feuerwehr eingespeist wurde. Da es sich ja um eine Übung handelt, kann dabei auch getestet werden, ob das Wasser nicht gleich direkt aus den Fässern der Landwirte zur Brandbekämpfung genommen werden kann. Dieser Test verlief zufriedenstellend. Der Druck der Vakuumfässer reicht aus, um ein Strahlrohr mit Wasser zu versorgen, so dass zumindest die Brandbekämpfung funktioniert, wenn auch durch den verminderten Druck nur in einem engeren Umkreis. Erfreulich gut, das merkte man bereits während der Übung und auch danach in der Besprechung, klappte die landkreisübergreifende Zusammenarbeit der Feuerwehren bei dieser nicht alltäglichen Übung. Kreisbrandinspektor Peter Högl und Kreisbrandmeister Max Ebertseder gingen das komplette Übungsgelände ab und waren über das gute Zusammenwirken der Feuerwehren sehr erfreut.

Wie sich Hunde im Ernstfall verhalten

Eine Großübung wie diese dient auch dazu, das Zusammenspiel der Kräfte zu stärken. So waren nicht nur Feuerwehrleute vor Ort. Auch die Hunderettungsstaffel Inntal war im Einsatz, die während der Löscharbeiten die Suche nach vermissten Waldarbeitern koordinieren und durchführen sollte. Darum waren mehrere „Opfer“ im Waldgebiet um den Einsatzort versteckt, die dann von den acht Hunden der Staffel und zusätzlich einem Spezialhund gesucht wurden. Hier lag das Augenmerk neben der Suche nach den Vermissten auch darauf, wie sich die Tiere unter realen Einsatzbedingungen (Löschwasser, Blaulicht und Martinshorn) verhalten, da eine gemeinsame Übung mit der Feuerwehr in diesem Umfang bislang noch nicht durchgeführt werden konnte. Ortsgruppenleiter der Staffel, Wolfgang Seifert: „So eine Übung wurde im Raum Rosenheim und Traunstein noch nie durchgeführt und deshalb waren wir dankbar, dass man uns zu dieser Übung eingeladen hat. Hier kann unter guten Bedingungen das Zusammenspiel zwischen unserer Staffel und der Feuerwehr geübt werden.“ Bei der Rettungshundestaffel Inntal handelt es sich um einen Verein, der derzeit aus 48 Aktiven und 30 Hunden besteht. In der Freizeit wird die Suche nach Vermissten durchführt und nicht von staatlicher oder sozialer Seite gefördert. Der Verein organisiert die Einsätze alle auf freiwilliger Basis und auf eigene Kosten. Eine Alarmierung im Ernstfall erfolgt über die jeweils zuständige Polizeidienststelle. Nach rund zwei Stunden war die Übung beendet und bei der anschließenden Nachbesprechung zeigte man sich über den Erfolg sehr erfreut. Natürlich gab es auch kleinere Schwierigkeiten und Verbesserungsvorschläge. Aber, so Kreisbrandinspektor Peter Högl: „Kritik wird nicht geübt, denn eine Einsatzübung unter realen Bedingungen ist dazu da, dass man sich verbessert und erkannte Schwachstellen abstellt.“ Diesen Worten schloss sich auch Kreisbrandmeister Max Ebertseder an, der alle Beteiligten lobte.

Das Wasser wird von den Vakuumfässern in einen von der Feuerwehr Rotthalmünster errichteten Auffangbehälter gefüllt und von hier aus abgepumpt. (Foto: Sanladerer)

Einsatzbesprechung zwischen der Feuerwehr, hier Kreisbrandinspektor Peter Högl (l.), Kreisbrandmeister Max Ebertseder und Hundestaffelführer Wolfgang Seifert (r.).


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