Ehrennadel für Katrin Kopschitz

Verleihung der Ehrennadel der Jugendfeuerwehr Bayern in Silber an Jugendwartin Katrin Kopschitz in der Dienst- und Verbandsversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Passau.

Klare Feuerwehr-Botschaft: Mehr Frauen an die Spitze

Plädoyers für verstärkte Öffnung einstiger Männer-Domänen bei Kommandantendienst- und Kreisverbandsversammlung

von Bernhard Brunner

Pocking. Leistungsbereit, schlagkräftig, modern und deutlich weiblicher – so haben sich die Feuerwehren des Landkreises bei der gemeinsamen Kommandantendienst- und Kreisverbandsversammlung präsentiert. Bewegte und bewegende Bilder auf der Großleinwand, Schilderungen von im Einsatz verunglückten Aktiven, aber auch die Botschaft, die einstige Männerdomäne Feuerwehr verstärkt für Frauen – auch in Führungspositionen – zu öffnen, beherrschten den Abend. "Wir wollen keine andere Suppe kochen", versicherte Doris Brunner vom Bezirksfeuerwehrverband.

Landkreis zählt schon 59 Feuerwehrfrauen

Gerade Frauen sicherten die Alarmbereitschaft tagsüber, betonte die Frauenbeauftragte für die niederbayerischen Feuerwehren, die unterstrich, dass weibliche Kräfte die Aufgaben im Einsatz genauso wie die Männer erfüllen. "Wir machen unseren ganz normalen Dienst", fügte Doris Brunner bei einer der lockeren Gesprächsrunden auf der Bühne der vollbesetzten Pockinger Stadthalle hinzu. Mit dieser neuen Form des turnusmäßigen Jahrestreffens der Feuerwehr-Führungsleute setzten Helmut Degenhart (TRP1) und Bezirksfeuerwehrpfarrer Alexander Aulinger neue Akzente, die viel Beifall fanden.

Während die Kirche noch "männerlastig" sei, habe sich dies bei den Feuerwehren schon geändert, stellte Aulinger verschmitzt lächelnd fest. Den bayernweiten Frauenanteil bezifferte er auf aktuell acht Prozent. Im Landkreis Passau, nach den Worten des Geistlichen "immer der Zeit voraus", liege er bereits bei elf Prozent. 59 Frauen leisten nach Aulingers Worten aktiven Dienst bei einer der 153 Freiwilligen Feuerwehren im Passauer Land, was auch der gastgebende Bürgermeister Franz Krah und Passaus Stadtbrandrat Dieter Schlegl begrüßten. Seit 2012 gibt es bei den Aktiven in Niederbayern einen Zuwachs von rund 600 Frauen, so Schlegl.

"Die aktiven Frauen müssen Frauen ansprechen", gab Andrea Fürstberger als Devise aus. Die Frauenbeauftragte des Landesfeuerwehrverbandes forderte im selben Atemzug die Aufnahmebereitschaft von männlicher Seite und erläuterte eine entsprechende Werbekampagne. Sich keineswegs benachteiligt zu fühlen bekundete Uta Linne, Frauenbeauftragte im Kreisfeuerwehrverband Passau. Als absolut geschlechtsneutral stufte Stadtbrandrat Schlegl die Frage nach Führungsdienstgraden in weiblicher Hand ein. "Das hängt von den Wahlen ab", merkte er an und verwies darauf, dass es in Franken bereits eine Kreisbrandinspektorin gibt.

Von einer Aufwärtsentwicklung – auch im Hinblick auf den Frauenanteil – berichtete Bezirksjugendwart Robert Anzenberger im Nachwuchsbereich. Demnach verzeichnete er auf Landkreisebene 41 jugendliche Neuzugänge, davon 18 Mädchen. Viele Neue zu gewinnen, sei wichtig, um den Stand sichern zu können. Anzenberger verlangte Anstrengungen, gerade die jungen Erwachsenen bei der Stange zu halten. Als "Riesen-Thema" skizzierte Oberbrandrat Alfred Deschberger, Bezirksfeuerwehrkommandant aus Schärding, die Feuerwehrausbildung in Österreich, wo der Nachwuchs schon mit dem vollendeten zehnten Lebensjahr in die Feuerwehr aufgenommen werden kann.

Anzenberger erwähnte den eigens angeschafften Bewerbsanhänger, um diesen Bereich der Schulung – gerade auf dem Jugendsektor mit der Gelegenheit von Leistungswettbewerben bis hinauf zur Bundesebene – zu forcieren. "Fordern und fördern, aber auch nicht überfordern", formulierte Jugendwart-Vertreter Alexander Schätzl als Grundsatz und machte als eine Möglichkeit für den spielerischen Umgang den sogenannten Lebendkicker aus. Markus Bachhuber lieferte anschaulich die Begründung dafür, warum die Feuerwehr Sandbach den dritten Platz beim Ostbayerischen Feuerwehrpreis der Sparda-Bank erzielt hat – unter anderem mit ihrem Patensystem im Nachwuchssektor.

Eine Talkrunde war der Sicherheit bei Einsätzen gewidmet – vor einem eher traurigen Hintergrund, den Thomas Bumberger von der Feuerwehr Eging beleuchtete. Bei einem Alarm auf der A3 – "eigentlich eine Lappalie" – war ein 40-Tonner, den seine Kameraden kurz zuvor mit Blaulicht und Martinshorn überholt hatten, auf ihr Löschfahrzeug und das der Kollegen aus Vilshofen aufgefahren. "Gott sei Dank gab es keine Schwerverletzten", erzählte Bumberger und ließ die Versammlung wissen, dass bei Autobahn-Einsätzen seitdem stets ein mulmiges Gefühl mitfahre. "Dieser Gefahr muss man sich immer bewusst sein", bestätigte Klaus Liebl von der Verkehrspolizei Passau, der den Feuerwehren umso mehr für die großartige Einsatzbereitschaft dankte.

Es sei für die Aktiven – allesamt Ehrenamtliche – nicht einfach, schwere Einsatzsituationen mit Verletzten und Toten zu verarbeiten, stellte Kreisbrandrat Josef Ascher angesichts der Summe von 2509 Einsätzen im vergangenen Jahr, darunter 441 Brände und 1495 Technische Hilfeleistungen, fest. Besondere Erwähnung fand der Großeinsatz nach einem Chlorgasunfall in einem Hotel in Bad Füssing. Auch in einer hochtechnisierten Welt sei das persönliche Engagement gefragt, stellte Ascher fest. Denn: "Der Computer rettet keine Personen aus Fahrzeugen und löscht keinen Brand." Desto wertvoller sei der große Übungs- und Schulungsaufwand neben den Wettkämpfen.

Landrat: "Ich bin stolz, einer von euch zu sein"

Reine Formsache war hingegen die Abwicklung der Regularien durch Kreisbrandmeister und Schatzmeister Lothar Venus, der das Volumen des ausgeglichenen Haushalts im Feuerwehrverband mit 40714,80 Euro angab. Eine besondere Auszeichnung wurde neben weiteren Ehrungen dem ehemaligen Bezirksfeuerwehrpfarrer Gotthard Weiß zuteil, dem der Kreisfeuerwehrverband die Ehrenmitgliedschaft verlieh.

"Ich darf Euch versichern, dass der Landkreis Passau auch künftig zu seiner Verantwortung für einsatzfähige und leistungsfähige Feuerwehren steht", wandte sich Landrat Franz Meyer an die Aktiven. 300000 Euro sind nach seinen Worten im laufenden Kreishaushalt an Mitteln für die Feuerwehren eingestellt. Meyer bedankte sich auch für die Unterstützung bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation als neuer Herausforderung. Unter Hinweis auf den Tag der Hilfsorganisationen am 29. April in Eging und den Internationalen Feuerwehrpokalwettbewerb am 28. Mai in Nottau unterstrich der Landrat die Wichtigkeit, die Arbeit der Wehren auch in der Öffentlichkeit zu zeigen. Zuletzt tat Meyer, selbst in Uniform erschienen, kund: "Ich bin stolz, einer von euch zu sein."

Ehrungen

Ehrungen: (v.l.) Kreisbrandrat Josef Ascher, Wegscheids Bürgermeister Josef Lamperstorfer, Breitenbergs Bürgermeister Helmut Rührl, Kößlarns Feuerwehr-Jugendwartin Katrin Kopschitz, Heinz Vogl (Ehrenkommandant Feuerwehr München), Landrat Franz Meyer, Pockings Bürgermeister Franz Krah, Bezirksjugendwart Robert Anzenberger, Passaus Stadtbrandrat Dieter Schlegl und KBI Alois Fischl, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Passau. − Fotos: Brunner

Plädoyers für die verstärkte Integration von Frauen in die Aktiven der Feuerwehr

Plädoyers für die verstärkte Integration von Frauen in die Aktiven der Feuerwehr: (v.l.) die Frauenbeauftragten Uta Linne (Kreisfeuerwehrverband) und Doris Brunner (Bezirksfeuerwehrverband), Passaus Stadtbrandrat Dieter Schlegl, die Frauenbeauftragte Andrea Fürstberger (Landesfeuerwehrverband), Bezirksfeuerwehrpfarrer und Moderator Alexander Aulinger sowie Pockings Bürgermeister Franz Krah.

Gotthard Weiß

Der ehemalige Bezirksfeuerwehrpfarrer Gotthard Weiß, ist nun Ehrenmitglied.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 12.04.2016

Zurück